Brot ist ein Jahrtausend altes Nahrungsmittel. Was aber haben nun Brot, Guerilla Bakery und die fortschreitenden Digitalisierung unserer Gesellschaft miteinander zu tun? Diesen Fragen ging der Wirtschaftsclub Zug am vergangenen Donnerstag nach.
Die beiden Referenten, Lukas Knoll, Mitglied der Geschäftsleitung von Knollmühlen GmbH, sowie Meiert Grootes, CEO der VERIPAN AG und des Agro Food Innovation Park haben auf Einladung des Wirtschaftsclubs Zug einen Einblick in diese spannende Thematik gegeben.
Lukas Knoll zeigte die Entwicklungen in der Müllereiindustrie am Beispiel Österreichs auf. In einem ersten Schritt – mit dem EU Beitritt Österreichs 1994 und der Abkehr von der Kontingentierung – ging eine starke Konsolidierungswelle einher. Aufgrund des enormen Preiszerfalls, musste rund ein Drittel der Mühlen in Österreich in kurzer Zeit schliessen. Mehl wurde zu einem weissen, handelbaren Pulver. Die Schweiz sei diesbezüglich, auch aufgrund von Importzöllen, eine Insel der Glückseligkeit. In den letzten Jahren ist aber eine Rückbesinnung entsprechend allgemeiner Gesellschaftstrends feststellbar: regionale, qualitativ hochwertige Produkte sind gefragt. Eine vollständige Rückverfolgbarkeit der Mehlproduktion bis zum Weizenfeld ist gefordert. Die Digitalisierung der industriellen Produktion macht somit auch vor dem Dorfbäcker nicht halt. Wie wichtig in der heutigen Zeit das Verknüpfen von Emotionen mit Produkten ist, wurde aufgrund der Guerilla Bakery in Wien ausgeführt. Drei junge Damen betreiben eine moderne Störbäckerei, deren Standort erst zwei Stunden vor Verkaufsbeginn via soziale Medien bekanntgegeben wird. Die Bäckerei ist für jeweils nur zwei Stunden geöffnet und hat einen richtigen Hype ausgelöst – natürlich „powdered by Knollmühlen“.
Der zweite Referent, Meiert J. Grootes zeigte auf, wohin die Reise in der Nahrungsmittelproduktion gehen könnte. Beispielsweise senkt die fortschreitende Digitalisierung den Eintritt von branchenfremden Wettbewerbern. Andererseits kann die Digitalisierung aber auch helfen, Produkte auf Tage genau rückverfolgbar zu machen, den Einsatz von notwendigen Pestiziden zu minimieren oder die Produktionsmengen anhand von Wetter- und Niederschlagsdaten zu prognostizieren. Im Bereich der Backwaren sind gluten- oder lactosefreie Produkte im Trend. Die Lebensmittelindustrie bewegt sich in Richtung Pharmazie. Auch die Art und Weise, wie die Lebensmittel beschafft werden – Kochabos bei dem alle Zutaten vorproportioniert in einer Box geliefert werden oder home delivery aus dem Sterne Restaurant – könnten bei uns alltäglich werden. Gemäss Meiert J. Grootes zeichnet sich bei Investoren im Silicon Valley eine Abkehr von Cleantech Unternehmen hin zu Unternehmen aus der Land- und Ernährungswirtschaft ab. Auch die Schweiz will hier nicht abseits stehen: Der Agro Food Innovation Park (AFIP) in Frauenfeld ist im Aufbau mit dem Ziel, die Wirtschaft (Produzenten) und Wissenschaft (Universitäten) zusammenzubringen.
Christoph Schumacher, dunkelweiss GmbH