Was die Digitale Transformation – die vierte industrielle Revolution – für die Foodbranche bedeuten wird, ist für viele noch schwer vorstellbar. Die Wädenswiler Lebensmitteltagung gab eine Ahnung davon.

Meiert J. Grootes sprach über die Zukunft der Lebensmittelwirtschaft, und er fackelte nicht lange. «Die gesamte Agro-Food-Branche wird umgekrempelt», erklärte er seinen Zuhörern an der ZHAW-Lebensmitteltagung vom 19. November in Wädenswil. «Herkömmliche Strukturen werden ihre Bedeutung verlieren. Ich muss beispielsweise kein Bäcker sein, um Brot anzubieten.» Grootes selber bietet zwar kein Brot an, aber er kennt die Branche, als CEO des Backzutatenherstellers Veripan – und als Geschäftsführer des in Frauenfeld geplanten Agro Food Innovation Parks. Im Sommer 2015 hat er mit einer Gruppe von Unternehmern das Silicon Valley besucht. Dort sind nicht nur die grossen Technologiefirmen wie Google, Apple, Facebook, Yahoo, Amazon, Ebay oder Dell zuhause. Sondern auch eine Reihe von Firmen, welche sich hohe Ziele im Lebensmittelsektor gesteckt haben. Ein paar davon befassen sich damit, Fleisch aus pflanzlichen Rohstoffen herzustellen oder Eier zu ersetzen. Andere entwickeln Molekularscanner, welche Lebensmittel auf ihre Inhaltsstoffe hin prüfen, oder Apps, welche den Menschen helfen sollen, sich mit den richtigen Lebensmitteln zu ernähren. Wieder andere automatisieren und verbessern die Agrarproduktion im wasserarmen Kalifornien oder revolutionieren die Auslieferung von Essen an die Kunden.

«Wer hat’s erfunden?» – das sei in Zukunft nicht mehr entscheidend, sagte Grootes, wohl aber, wer es umsetzen und Marktreife bringen könne. Die Schweizer seien zwar Weltmeister im Patente anmelden, aber ohne eine Umsetzung der Ideen nütze dies gar nichts. Das sei verhängnisvoll. Die bisherige Strategie vieler Firmen sei «Wir gucken einfach weg», weil keine Dringlichkeit bestehe, weil Investitionen in neue Technologien und in neue Denkweisen teuer und der Nutzen unsicher seien. Es sei aber wichtig, dass auch die Schweizer Lebensmittelwirtschaft sich auf den tiefgreifenden Wandel einstelle. «Wir brauchen Passion und Mut.»

von Roland Wyss-Aerni (Alimenta)

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